Karl Schrauf, Dr. phil. h.c.

11.1.1835 – 9.10.1904
geb. in Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

Historiker und Archivar der Universität Wien

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Ehrendoktorat Dr. phil. h.c. 1885 Philosophische Fakultät

Die Verleihung des Ehrendoktorat erfolgte „in Anbetracht der großen Verdienste, welcher er [Schrauf] sich um das Universitäts-Archiv und um die Geschichte der Wiener Universität erworben hat“.

Karl Schrauf wurde in Wien als Sohn eines Stadt- und Hofsteinmetzes geboren, sein Cousin Albrecht Schrauf war Professor für Mineralogie an der Universität Wien. Karl besuchte das Gymnasium in Wien und Preßburg und trat 1855 in das Piaristenkolleg in Krems ein. Nach seiner Profess in Horn 1859 unterrichtete er an Ordensschulen in Krems, Horn, Wien und Freistadt.

Von 1858 bis 1862 studierte er Theologie an der Universität Wien; 1860 wurde er zum Priester geweiht. Danach widmete er sich zwischen 1869 und 1872 historisch-philologischen Studien und begann 1871 den 9. Ausbildungskurs am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Noch vor der Abschlussprüfung trat Schrauf – auf Vermittlung seines Lehrers Theodor von Sickel – 1872 als Beamter in das Haus-, Hof- und Staatsarchiv ein: Zunächst unbesoldeter Konzeptsaspirant, war Schrauf seit 1875 Archivkonzipist 2. Klasse bzw. seit 1880 1. Klasse. 1886 wurde er zum Leiter der Abteilung Staatsratsarchiv, 1892 zum Haus-, Hof- und Staatsarchivar ernannt. 1893 erhielt er den Titel eines Sektionsrats, 1902 erfolgt die Ernennung zum wirklichen Sektionsrat. 1874 wurde Schrauf – ebenfalls auf Intervention Sickels – als Hilfskraft für den Universitätsarchivar Anton von Hye eingestellt. Zusätzlich war er noch Archivar des gräflich Wilczekschen Familienarchivs.

Im Haus-, Hof- und Staatsarchiv zeichnete er u.a. für die Übernahme von Beständen des Obersthofmeisteramts oder der Wiener Burghauptmannschaft verantwortlich. Den Großteil seiner archivarischen Tätigkeit widmete er jedoch dem Universitätsarchiv. Schrauf war der erste Archivar mit historischer und hilfswissenschaftlicher Ausbildung an der Universität. Noch als Adlatus Hyes war er wesentlich an der Neuordnung der Archivbestände und der Schaffung eines universitären Zentralarchivs beteiligt. Auf sein Betreiben wurden dem Universitätsarchiv die Bestände der Fakultäten, der Akademischen Nationen sowie der Doktorenkollegien übergeben. Einen weiteren bedeutenden Zuwachs konnte er 1876 sicherstellen, als im Universitätshaus in der Sonnenfelsgasse eine Kiste mit Urkunden gefunden wurde. Die Urkunden wurden von Schrauf gesichtet und als Dokumente zum universitären Grundbesitz identifizierte. Die Kiste stellte sich ebenfalls als universitätsgeschichtlich relevantes Artefakt heraus: Es war die sogenannte Celtis-Kiste, in der seinerzeit die Insignien des vom Humanisten Konrad Celtis gegründeten Poetenkollegs verwahrt wurden. Außerdem öffnete Schrauf das Universitätsarchiv, das bis dahin nur den Mitgliedern des Senats zugänglich war, für die Öffentlichkeit. Seine Tätigkeit als Archivar der Familie Wilczek nutzte Schrauf ebenfalls zugunsten der Universität. So bewegte er Hans Graf Wilczek zum Kauf von 16 ganzfigurigen Porträts von Rektoren des 17. und 18. Jahrhunderts. Diese kamen als Geschenk Wilczeks anlässlich der Eröffnung des Hauptgebäudes am Ring 1884 an die Universität. Nach dem Tod Anton von Hyes 1894 wurde Schrauf offiziell zum Universitätsarchivar ernannt.

Neben diesen administrativen Aufgaben veröffentlichte Schrauf zahlreiche Studien zur Universitätsgeschichte und edierte wichtige Quellen. Wichtige Publikationen sind die gemeinsam mit Wenzel Hartl publizierte Fortsetzung zur Universitätsgeschichte Joseph von Aschbachs mit Biographien humanistischer Gelehrter, eine Untersuchung zu den Studentenhäusern an der Universität Wien (1895) oder der Überblick über die mittelalterliche Universitätsgeschichte im Rahmen der vom Altertumsverein der Stadt Wien herausgegebenen mehrbändigen „Geschichte der Stadt Wien“ (1904). Als Editor gab Schrauf die Akten der Medizinischen Fakultät für den Zeitraum 1399 bis 1588 und die Matrikel der Ungarischen Nation von 1453 bis 1630 heraus. Seine Edition der Hauptmatrikel der Universität, die er privat veröffentlichte, diente als Grundlage für die Neuedition ab 1956.

Schrauf erhielt zahlreiche Orden und Ehrungen: So war er (Ehren)Mitglied mehrerer historischer Gesellschaften wie der ungarischen oder der russischen Historischen Gesellschaft. 1885 erhielt er das philosophische Ehrendoktorat der Universität Wien, 1899 wurde er zum päpstlichen Hausprälaten ernannt. Im selben Jahr erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Klasse. 1903 wurde ihm das Komturkreuz des Franz Josef-Ordens verliehen (das Ritterkreuz hatte er 1889 erhalten).

Karl Schrauf starb am 9. Oktober 1904 in Wien, er wurde in Prigglitz bei Gloggnitz begraben. Ein Teil seines Nachlasses, der in erster Linie Materialien zur Wiener Universitätsgeschichte enthält, befindet sich im Archiv der Universität Wien. Ein weiterer Teilnachlass mit Abschriften und Exzerpten von Akten aus dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv sowie Notizen zu seiner dortigen Tätigkeit (v.a. zu Anfragen) wird im Haus-, Hof- und Staatsarchiv verwahrt.

> Österreichisches Biographisches Lexikon
> Wien Geschichte Wiki

Archiv der Universität Wien:

Akten der Philosophischen Fakultät, GZ 405 aus 1884/85.

Akten der Philosophischen Fakultät, GZ 573 aus 1884/85.

Sonderreihe Akten des Universitätsarchivs, S 7.

Haus-, Hof- und Staatsarchiv:

HHStA MdÄ AR F4-307-2 Personalia Karl Schrauf.

HHStA AA 15-1 NL Karl Schrauf.

 

Ulrike Denk

Zuletzt aktualisiert am 28.02.2024 - 20:39

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