Martha Stephanie (Steffy) Browne (Braun), Prof. Dr.
Ehrungen
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
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Ehrendoktorat | Dr. rer. soc. oec. h.c. | 1988/89 | Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät |
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Tor der Erinnerung | Browne-Tor | 1998/99 |
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- Staatswissenschaften
- Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät
Martha Stephanie Browne (Braun) wurde als Tochter des Wiener Kinderarztes Adolf Herrmann 1898 geboren. Nach Ablegung sowohl der Reifeprüfung (1915) als auch d er Realgymnasialmatura (1917) begann sie an der Universität Wien zu studieren. Sie inskribierte Vorlesungen an der Philosophischen sowie an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät. Nicht aus materiellen Gründen, sondern um möglichst früh mit der Praxis vertraut zu werden, wurde sie "Werksstudentin". Sie arbeitete von 1918 bis 1919 an der Kriegs-Getreide-Anstalt in der statistischen und wissenschaftlichen Abteilung. Das Wintersemester 1919/20 verbrachte sie als Hörerin an der Universität Freiburg im Breisgau. Danach kehrte sie an die Wiener Universität zurück und vollendete das nach dem Ersten Weltkrieg neu eingeführte Studium der Staatswissenschaften als eine der ersten Absolventen mit der Promotion im Jahre 1921. Als Dissertation legte sie eine Arbeit über "Die Anweisungstheorie des Geldes" vor, welche sie unter der Anleitung des Nationalökonomen Ludwig von Mises verfasst hatte. In dessen Seminar versammelte sich die vierte Generation der Österreichischen Schule der Nationalökonomie; neben Martha Stephanie Braun z. B. Gottfried Haberler und der spätere Nobelpreisträger Friedrich A. Hayek. Zu den Lehrern Brauns zählten auch Max Weber, der 1918 an der Wiener Universität lehrte, und Friedrich Wieser, der neben Othmar Spann ihre Dissertation beurteilte. Nach ihrer Heirat und der Geburt des ersten Kindes erhielt Martha Stephanie Braun eine Stelle bei der Wiener Handelskammer. 1929 publizierte sie ein Werk, welches ihren wissenschaftlichen Weltruf begründete: "Theorie staatlicher Wirtschaftspolitik". Diese Arbeit gilt als Pionierleistung und Gründungswerk der damals aufkommenden Theorie der allgemeinen Wirtschaftspolitik. Die Autorin beabsichtigte, sich mit diesem Werk an der Universität Wien zu habilitieren, scheiterte jedoch als Frau und Jüdin an den herrschenden Vorurteilen. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten zwang sie mit ihren Kindern und ihrem Ehemann zur Emigration in die Vereinigten Staaten. Sie änderte ihren Namen auf Browne und konnte nach einer schwierigen Anfangsphase ihre wissenschaftliche Tätigkeit als Wirtschaftsanalytikerin im Auftrag des State Department (1944-1947) fortsetzen. Sie erwarb sich einen Ruf als Expertin für japanische Wirtschaft – sie hatte schon kurz nach dem Krieg den baldigen Wiederaufstieg Japans prophezeit – und für Fragen der Energieversorgung. Von 1947 bis 1969 wirkte sie als Professorin am Brooklyn College in New York und nach ihrer Emeritierung als Gastprofessorin an der New York University. 1989 wurde ihr das Ehrendoktorat der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Wien verliehen.
Ein 'Tor der Erinnerung' am Campus der Universität Wien ist seit 1998 nach ihr benannt (Browne-Tor, Durchgang zwischen Hof 3 - Hof 6)
Archiv der Universität Wien: Juridischer Rigorosenakt 5; Senatsakt zur Verleihung des Ehrendoktorats (Antrag mit Würdigung von Erich Streissler, 1988); Die Presse vom 17./18. 1990.
Zuletzt aktualisiert am 29.02.2024 - 20:14