Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin, Dr. med.

16.2.1727 – 26.10.1817
geb. in Leiden , Niederlande gest. in Wien, Österreich

Professor der Chemie und Botanik, Direktor des Botanischen Gartens

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal Arkadenhof 1905 Philosophische Fakultät

Funktionen

Rektor 1808/09

Der in Leiden (Niederlande) geborene Nikolaus Joseph von Jacquin studierte zunächst klassische Philologie, begann dann jedoch ein Studium der Medizin und Naturwissenschaften an der Universität Leiden. 1752 folgte er einer Einladung des kaiserlichen Hofarztes Gerard van Swieten nach Wien, wo er bei van Swieten und Anton de Haen sein Medizinstudium mit dem Titel „Doktor der Arzneykunde“ beendete und sich als Arzt niederließ.

Im Auftrag Kaiser Franz I. befasste er sich intensiv mit den Pflanzen der kaiserlichen Gärten (u.a. Schönbrunn) und leitete 1754-1759 eine wissenschaftliche Expedition nach Westindien (Mittelamerika), von der er mit einer umfangreichen Sammlung von Pflanzen, Tieren und völkerkundlichen Objekten für die kaiserlichen Sammlungen zurückkehrte. Auf Empfehlung van Swietens wurde Jacquin 1762 zum Professor der Bergwissenschaften an der neu gegründeten Bergbau-Akademie in Schemnitz (Banská Sriavnica, Slowakei) und zum 1763 k. k. Bergrat ernannt.

1768 wurde Nikolaus von Jacquin als Professor der Botanik und Chemie an die Medizinische Fakultät der Universität Wien berufen und zum Direktor des neugegründeten Botanischen Gartens ernannt, dessen Reorganisation er nach wissenschaftlichen Richtlinien durchführte.
Als er 1796 in den Ruhestand trat, folgte ihm sein Sohn Joseph Franz von Jacquin als Professor für Botanik nach. Nikolaus von Jacquin übernahm die Oberaufsicht der kaiserlichen Gärten von Schloss Schönbrunn und beschrieb im kaiserlichen Auftrag zahlreiche neue exotische Pflanzen, die er in seinen Hauptwerk Plantarum rariorum horti caesarei Schönbrunnensis descriptiones et icones zwischen 1797 und 1804 veröffentlichte.

Jacquin gilt als Pionier der wissenschaftlichen Botanik in Österreich. Er verfasste grundlegende Arbeiten auf dem Gebiet der Botanik, ist Erstbeschreiber vieler Pflanzen, Pilze und Tiere, führte experimentelle Methoden in die Chemie ein und setzte sich erfolgreich für die Einführung des Linnéschen Pflanzensystems in Österreich ein.

Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Jacquin bereits zu Lebzeiten vielfach geehrt: 1806 in den Freiherrenstand erhoben, wurde er wenig später zum Ritter des königlichen Ungarischen St. Stephan-Ordens ernannt. Er war seit 1786 auswärtiges und seit 1812 Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, später auch Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg, auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften sowie Angehöriger der kaiserlichen und königlichen Akademien und Gesellschaften der Wissenschaften zu London, Turin, Stockholm, Uppsala, Moskau, Edinburgh, Harlem, Utrecht, Nancy, Toulouse, Basel und Siena.
Obwohl bereits emeritiert, wurde Nikolaus Freiherr von Jacquin 1809 zum Rektor der Universität Wien gewählt.

Jacquin starb am 26. Oktober 1817 in Wien und wurde auf dem Matzleinsdorfer Friedhof (heute: Waldmüllerpark) bestattet.

Die Universität Wien beauftragte nach seinem Tod den Blumenmaler Johann Knapp ein Gemälde zu Ehren Jacquins anzufertigen. In der 1821/22 fertiggestellten Huldigung an Jacquin stellte Knapp Pflanzen dar, die von Jacquin beschrieben wurden.
1875 wurde die Jacquingasse entlang des Botanischen Gartens im 3. Wiener Gemeindebezirk nach Nikolaus Freiherr von Jacquin benannt. Im Haus Gerlgasse 1a (Ecke Jacquingasse 17) befindet sich zudem ein Fresko in Erinnerung an Jacquin.
Im Arkadenhof der Universität Wien wurde ihm zu Ehren 1905 ein von Leopold Schrödl gestaltetes Denkmal enthüllt (finanziert durch das k. k Ministerium für Kultus und Unterricht).

Werke (Auswahl)

Enumeratio stirpium plerarumque sponte crescunt in agro Vindobonensi montibusque confinibus, 1762.
Selectarum stirpium americanarum historia (mit 264 kolorierten Tafeln), 1763 und 1780.
Observationes botanicae (4 Bände, mit 100 Bildtafeln), 1764–1771.
Examen chymicum doctrinae Meerianaede acido pingui et Blackianae de are fixo respectu calcis, 1769, dt. 1770.
Hortus botanicus Vindobonensis (5 Bände, 300 Bildtafeln), 1770–1776.
Flora Austriaca (5 Bände, mit 450 kolorierten Tafeln), 1773–1778.
Miscellanea austriaca ad botanicam, chemiam et historiam naturalem spectantia (2 Bände), 1778–1781.
Icones plantarum rariorum (3 Bände mit 648 kolorierten Tafeln), 1781–1793.
Anleitung zur Pflanzenkenntnis nach Linnés Methode, 1785, 3. Auflage 1840
Collectanea ad botanicam, chemiam et historiam naturalem spectantia, 1786–1796.
Plantarum rariorum horti Caesarei Schönbrunnensis descriptiones et icones (4 Bände, mit 500 Bildtafeln), 1797–1804.
Anfangsgründe der medicinisch-practischen Chymie. Zum Gebrauche seiner Vorlesungen, 1783, 2. Auflage 1785.
Fragmenta botanica, 1809.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 02.04.2024 - 21:46

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