Franz Serafin Exner jun., o. Univ.-Prof. Dr. phil.

24.3.1849 – 15.11.1926
geb. in Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal Arkadenhof 1937 Philosophische Fakultät

Funktionen

Dekan*in Philosophische Fakultät 1903/04
Senator Philosophische Fakultät 1907/08
Rektor Philosophische Fakultät 1908/09

Franz Seraphin Exner jun., nach Adolf Exner, Karl Exner, Sigmund Exner und Marie von Frisch geb. Exner das jüngste Kind des Philosophen und Bildungspolitikers Franz Serafin Exner sen., besuchte das Akademische Gymnasium und maturierte 1867 am k.k. Theresianum in Wien. Anschließend nahm er ein Studium der Physik und Mathematik an der Universität Wien auf, u. a. bei Viktor von Lang, Josef Stefan und Josef Loschmidt. Nach Ableistung des einjährigen Militärdienstes studierte Exner für ein Jahr in Zürich bei August Kundt und promovierte 1871 in Wien zum Dr. phil.
Als Assistent seines ehemaligen Lehrers Kundt arbeitete er anschließend an den Universitäten in Würzburg, wo er auch mit dessen Assistenten Wilhelm Conrad Röntgen zusammenarbeitete, und Straßburg. 1873 nach Wien zurückgekehrt, wurde Franz Seraphin Exner jun. 1874 mit der Arbeit „Über die Diffusion durch Flüssigkeitslamellen“ an der Universität Wien für Physik habilitiert. Er arbeitete als Assistent bei Lang sowie als Honorardozent an der Hochschule für Bodenkultur, bis er 1879 an der Universität Wien zum außerordentlichen Professor für Physik ernannt wurde.

1891 folgte die Berufung als Nachfolger Loschmidts auf die ordentliche Professur sowie als Vorstand des Physikalisch-Chemischen Instituts (später: II. Physikalisches Institut) der Universität Wien, das er bis zu seiner Emeritierung 1920 leiten sollte.
Er übernahm die Organisation der praktischen Ausbildung der angehenden Physiker und galt als beliebter Lehrer. Trotz mangelhafter Ausstattung der Institutsräumlichkeiten entwickelte sich Exners Institut zum Mittelpunkt des physikalischen Lebens in Österreich, aus dem zahlreiche berühmte PhysikerInnen hervorgingen, wie Viktor Conrad, Felix Ehrenhaft, sein eigener Neffe Felix Maria Exner-Ewarten, Friedrich Hasenöhrl, Viktor Franz Hess (Nobelpreis 1936), Lise Meitner, Stefan Meyer, Erwin Schrödinger (Nobelpreis 1933), Egon Schweidler sowie Hans Thirring. Zudem hielt Exner auch auch physikalische Einführungsvorlesungen für Pharmazeuten.
Organisatorisch engagierte sich Exner auch intensiv bei der Planung und Errichtung des Neubaus für die Physikalischen Institute in der Boltzmanngasse/Strudlhofgasse, der 1913 abgeschlossen wurde, dessen moderne Einrichtung jedoch erst in der Zwischenkriegszeit fertiggestellt werden konnte.

Franz Seraphin Exner jun. fungierte im Studienjahr 1903/04 als Dekan der Philosophischen Fakultät, gehörte 1907/08 dem Senat der Universität Wien an und wurde für das Studienjahr 1908/09 zum Rektor der Universität Wien gewählt.

In seinen wissenschaftlichen Forschungen befasste sich Exner mit einer großen Breite physikalischer Themen. Ausgehend von frühen Arbeiten zu Härtemessungen an Kristallen sowie Messungen der Sonnenstrahlen mittels des Eiskalorimeters, die er gemeinsam mit Röntgen durchführte, erstreckte sich sein Werk auf Elektrochemie (Theorie der galvanischen Elemente), atmosphärische Elektrizität, Spektralanalyse und Farbenlehre sowie ab der Jahrhundertwende auch auf die Radioaktivitätsforschung.
Er gilt als Pionier der modernen luftelektrischen Forschung – mit zahlreichen Messungen, die er mit seinem „Exnerschen Elektroskop“ im Auftrag der Akademie der Wissenschaften auch in Ägypten und Indien durchführte, initiierte er die Bildung einer eigenen „luftelektrischen Kommission“ innerhalb der Akademie. Auf dem Gebiet der Spektroskopie veröffentlichte er mit Eduard Haschek das dreibändige Standardwerk „Die Spektren der Elemente“ und befasste sich auch mit Grenzgebieten der Physik, Physiologie und Psychologie, u. a. im Bereich der Farbenlehre (Bestimmung der drei Grundfarben, Blütenfärbungen, spezifische Helligkeit der Farben) sowie der Wahrnehmung von Farben.
Dank Exners Engagement befasste sich die österreichische Physik auch früh mit der Radioaktivitätsforschung. Bereits 1896 hatte er auf die Bedeutung der neu entdeckten Röntgenstrahlen für die Anwendung in der medizinischen Diagnostik hingewiesen und in der Folge die Untersuchungen von Marie und Pierre Curie unterstützt. 1910 wirkte er als Begründer und Vorstand des Instituts für Radiumforschung in Wien, in dessen Rahmen er gemeinsam mit seinen Schülern Stefan Meyer und Egon Schweidler forschte und dessen Ausbau er beförderte.

Franz Seraphin Exner jun. wurde für seine herausragenden Leistungen vielfach geehrt: So gehörte er seit 1881 der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina an und wurde 1885 korrespondierendes, 1896 wirkliches Mitglied und 1925 Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien, innerhalb derer in zahlreichen Kommissionen mitarbeitete (Luftelektrizität, Ozeanographie, Erdbebenforschung, Untersuchungen radioaktiver Substanzen sowie beim Bau des Tauernbahntunnels, Phonogrammarchiv, Stipendien).

Er wurde auf dem Sieveringer Friedhof bestattet. Eine Gedenktafel am ehemaligen Physikalischen Institut in der Türkenstraße 3 sowie eine 1937 enthüllte Bronzeplakette im Arkadenhof der Universität Wien (gestaltet von Michael Powolny, finanziert von Freunden und Schülern) erinnern an ihn.

Werke (Auswahl)

Härtemessungen an Kristallen, 1872.
Untersuchungen über die Härte an Krystallflächen, 1873.
Über die Diffusion durch Flüssigkeitslamellen (Habilitationsschrift), 1874.
gem. mit Wilhelm Conrad Röntgen: Über die Anwendung eines Eiskalorimeters zur Bestimmung der Intensität der Sonnenstrahlung (in: Sitzungsberichte der Math.-Naturw. Classe der k. Akademie der Wissenschaften 69), 1874.
Über die Ursache und die Gesetze der atmosphärischen Elektrizität (in: Sitzungsberichte der Math.-Naturw. Classe der k. Akademie der Wissenschaften) 1886.
Vorlesungen über Elektricität, 1888.
Über neuere Untersuchungen auf dem Gebiete der atmosphärischen Elektrizität, 1900.
Über Gesetze in Naturwissenschaft und Humanistik (Inaugurationsrede), 1908.
Der schlichten Astronomia, 1908.
gem. mit Sigmund Exner: Die physikalischen Grundlagen der Blütenfärbungen (in: Sitzungsberichte der Math.-Naturw. Classe der k. Akademie der Wissenschaften 119/I), 1910.
gem. mit E. Haschek: Die Spektren der Elemente bei normalem Druck (3 Bände), 1911-1912.
Vorlesungen über die physikalischen Grundlagen der Naturwissenschaften, 1919 (2. Aufl. 1921).
Theorie des Farbsehens (in: Sitzungsberichte der Math.-Naturw. Classe der k. Akademie der Wissenschaften 131), 1922.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 03.04.2024 - 20:51

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