Theodor Helm, Dr. med.

12.5.1810 – 20.3.1875
geb. in Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

1848-1851 provisorischer Leiter, 1855-1869 wirklicher Direktor des Wiener Allgemeinen Krankenhauses

Funktionen

Dekan Doktorenkollegium Medizinische Fakultät 1871/72
Dekan Doktorenkollegium Medizinische Fakultät 1872/73

Theodor Helm wuchs in Wien auf, studierte auch in Wien Medizin und promoviert 1835 an der Universität zum „Dr.med.“. Er wurde anschließend Assistent an der geburtshilflichen Klinik und Concepts-Praktikant im Sanitäts-Departement der niederösterreichisehen Landesregierung bevor er 1843 ins habsburgische Königreich Lombardei-Venetien als Professor der medizinischen Klinik an die prosperierende Universität in Pavia berufen wurde und auch zum Direktor des städtischen Krankenhauses in Pavia ernannt wurde.
Während der dortigen Aufstände wurde er 1848 als Professor und Primararzt einer medizinischen Abteilung an das k.k. Allgemeinen Krankenhaus in Wien (AKH) berufen und schon wenige Monate später sollte er die provisorische Leitung der gesamten Anstalt (inkl. „Gebär- und Findelhaus“ und „Irrenhaus“) von dem in Pension gehenden Vorgänger Schiffner vorläufig übernehmen.

Seine Amtsübernahme fiel in die Zeit der bürgerlichen Revolution von 1848, die auch in Wien vom Staat mit Waffengewalt bekämpft wurde. Indem er aber die nahe dem AKH errichteten Barrikaden niederreissen ließ, konnte er verhindern, dass das AKH in den Oktoberkämpfen 1848 gestürmt wurde. Im Folgejahr 1849 gab es erneut eine Choleraepedemie in Wien, die zu Überfüllung und Überlastung im AKH führte. Unter seiner nur dreijährigen provisorischen Leitung wurden aber sehr wesentliche grundsätzliche Änderungen eingeführt. Etwa die die Schaffung einer eigenen Abteilung für Syphiliskranke 1849, der Errichtung eines Dampfbades, die räumliche und organisatorische Neugestaltung der Krankenaufnahme und 1850/1 eine Reform durch Ausgliederung der „Gebär- und Findelanstalt“ sowie des „Irrenhauses“ aus dem AKH, das nunmehr auf das eigentliche Krankenhaus mit den Universitätskliniken konzentriert wurde und weiter eine staatliche Anstalt blieb. Die medizinischen Kliniken erhielten größere Krankensäle, die Besoldung der Sekundarärzte wurde verbessert, ihre Zahl wie die der Internisten erhöht.

Nach drei Jahren provisorischer Leitung wurde 1851 mit Anton Haindl ein neuer definitiver Direktor des AKH ernannt, der aber im Zuge der Choleraepidemie 1855 verstarb und als dessen Nachfolger, nunmehr offiziell und definitiv, wieder Theodor Helm ernannt wurde, der in der Zwischenzeit weiter als Primararzt am AKH gearbeitet hatte.

In seine langjährige Leitungszeit fiel u. a. 1853 die Eröffnung der – im Rahmen des AKH geplanten und initiierten, aber mittlerweile ausgegliederten – neuen „Irrenanstalt am Bründlfeld“ (später: Psychiatrische Universitätsklinik). Er führte 1857 aber auch eine Neuregelung der amtlichen Stellung und Bezahlung der Primarärzte, Sekundarärzte Hilfsärzten und Aspiranten des AKH durch, gliederte das AKH neben den Kliniken in 12 Fachabteilungen (6 medizinische, 3 chirurgische, 1 für Augenkranke, 1 für Hautkranke und 1 für Syphiliskranke). Er förderte die wissenschaftliche Weiterbildung der Ärzte und vollzog die Transformation des AKH und des Bezirkskrankenhauses Wieden 1855/56 in "allgemeine öffentliche" Krankenanstalten unter gemeinsamer Oberleitung (später noch erweitert um das 1858 gegründete Krankenhaus Rudolfsstiftung), und auch die Finanzierung wurde auf neue Beine gestellt. Auch die Planung (1858), Errichtung und Eröffnung (1862) des pathologisch-anatomischen Institutes an Stelle der kleinen, beengten Arbeitsstätte Rokitanskys, fiel ebenfalls in seine Amtszeit: Das Institut verfügte nun über Sezierräumen, Hörsäle, Laboratorien und Arbeitszimmer zu Unterrichtszwecken für die pathologische Anatomie, die pathologische Chemie und gerichtlichen Medizin, außerdem Räume für das pathologisch-anatomische Museum und Wohnungen für die Leichendiener.

Auf sein Betreiben kam es 1865 auch zur lange geplanten Reorganisation der Krankenpflege, indem fast auf allen Abteilungen und Kliniken weibliche „Wartepersonen“ die Krankenpflege übernahmen, denen Tagelöhnerinnen zur Verrichtung der nötigen schweren Hausarbeiten zugewiesen wurden.

Gegen Ende seiner Amtszeit erfolgte 1867 eine vollständige Neuerung der Verwlatung: Das Allgemeine Krankenhaus, das Krankenhaus Wieden und Rudolfstiftung wurden unter einen gemeinsamen Oberverwalter gestellt, der direkt der Statthalterei untergeordnet und nur dieser verantwortlich war und der die Beaufsichtigung der Amts- und Materialsverwaltung, aller wirtschaftlichen und finanziellen Angelegenheiten, den Abschluß von Verträgen über Materiallieferungen und Dienstleistungen, sowie über die notwendigen Baumassnahmen hatte und dem auch die Beamten und Amtsdiener unterstellt waren, während dem bisherigen Direktor als ärztlichen Gesamtleiter die Leitung der Anstalt verblieb, die Personal- und Disziplinarangelegenheiten der Ärzte, die Aufnahme und Entlassung des Wartepersonales, die Beaufsichtigung der Apotheke, der Krankenpflege und Beköstigung, die sanitäre Überwachung des Krankenhauses, die Verfügung über die zu Krankenzwecken dienenden Lokalitäten und über die Wohnungen der Ärzte, sowie die Vorsitzführung in den Plenarversammlungen der Primarärzte.

Direktor Theodor Helm, dem der Titel eines k. k. Regierungsrates verliehen wurde, trat 1869 in den Ruhestand, amtierte 1871-73 aber noch als Dekan des Doktorenkollegiums der Medizinischen Fakultät und starb 1875 in Wien.

Zuletzt aktualisiert am 04.07.2024 - 11:45

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