Hans Leitmeier, o. Univ.-Prof. Dr.

24.10.1885 – 15.6.1967
geb. in Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

Funktionen

Dekan*in Philosophische Fakultät 1949/50

Nach dem Tod seines Vaters 1892 war Hans Leitmeier mit seiner Mutter nach Graz gezogen, wo er 1904 die Reifeprüfung ablegte und ein Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Graz begann. Zu seinen Lehrern zählten die Geologen Vinzenz Hilber und Rudolf Hoernes, der Chemiker Zdenko Hans Skraup, besonders aber sein Doktorvater Cornelio Doelter, der schließlich aus Graz als Nachfolger des Geologen Gustav Tschermak an die Universität Wien berufen wurde. Bereits während seines Studiums veröffentlichte Leitmeier erste wissenschaftliche Arbeiten. Am 21. Juni 1908 promovierte Leitmeier an der Universität Graz zum Dr.phil. (Dissertation „Der Basalt von Weitendorf in Steiermark und die Mineralien seiner Hohlräume“, approbiert von vom Mineralogen Josef Ippen und von Rudolf Hoernes) und folgte anschließend Prof. Doelter nach Wien.

Noch im selben Jahr - 1908 - wurde er Privatassistent von Cornelio Doelter am Mineralogischen Institut der Universität Wien und erhielt 1910 zunächst eine Stelle als Demonstrator. Seit 1909 lehrte er auch am mineralogisch-geologischen Institut der Montanistischen Hochschule Leoben.
Hans Leitmeier war ab 1912 ordentlicher Assistent am Mineralogischen Institut der Universität Wien. Mit der Habilitationsschrift "Zur Kenntnis der Carbonate" wurde er im September 1916 habilitiert und lehrte fortan als Privatdozent an der Universität Wien. Am 26. April 1922 wurde ihm der Titel eines ao. Professors verliehen und 1929 wurde er zum wirklichen ao. Prof. ernannt. Daneben engagierte er sich zudem im Rahmen der volkstümlichen Universitätsvorträge der Universität Wien (Sekretär 1925-1938).

Am 19. Februar 1938 wurde Hans Leitmeier der Titel eines o. Prof. für Mineralogie und Petrographie verliehen, doch nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde er aufgrund der nationalsozialistischen Gesetze aus rassistischen Gründen verfolgt, da seine Ehefrau, die Anthropologin Dr.phil. Daisy Leitmeier (1905-1995), als Jüdin galt. Hans Leitmeier wurde am 28. Mai 1938 in zeitlichen Ruhestand versetzt und von der Universität Wien vertrieben. Seine Position wurde vom Führer des NS-Dozentenbundes, Arthur Marchet, übernommen, der ab 1940 das Mineralogische und ab 1942 auch das Petrographische Institut der Universität Wien leitete.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Zwangspensionierung Leitmeiers rasch wieder aufgehoben und bereits im Sommersemester 1945 kündigte er seine erste Lehrveranstaltung an der Universität Wien an. Seine neuerliche Indienststellung als Ordinarium für Mineralogie und Petrographie wurde am 14. November 1945 beschlossen. Damit übernahm er auch die Leitung des Mineralogisch-Petrographischen Instituts. Für das Studienjahr 1949/50 wurde er zum Dekan der Philosophischen Fakultät gewählt. 1957 wurde Leitmeier an der Universität Wien emeritiert, seine Nachfolge als Professor für trat im gleichen Jahr Hans Wieseneder an.

Leitmeier beschäftigte er sich zunächst intensiv mit Kolloidchemie und ihrer Bedeutung für die mineralogische und geologische Forschung. Gemeinsam mit dem Chemiker Fritz Feigl führte er später auch zahlreiche Experimente zur Bestimmung spezifischer Elemente in Mineralien durch (Tüpfel- und Farbreaktionen). Er beschäftigte sich intensiv mit der Petrographie Südtirols. Für das "Handbuch für Mineralchemie", das zunächst von Cornelio Doelter allein, später mit Leitmeier gemeinsam herausgegeben wurde, verfasste er zahlreiche Beiträge. Hans Leitmeier war seit 1925 Mitglied der Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, seit 1946 auch korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er war zudem Mitglied der Österreichischen Mineralogischen Gesellschaft (1951-1954 Präsident) und des Naturwissenschaftlichen Vereins der Steiermark. Seine umfangreiche Mineraliensammlung ist heute Teil der Mineraliensammlung am Institut für Mineralogie und Kristallographie.

Hans Leitmeier starb am 15. Juni 1967 in Wien. Er wurde in der Feuerhalle Simmering bestattet, wo mehr als zwei Jahrzehnte später auch seine Witwe Daisy Leitmeier bestattet wurde. Ihre gemeinsame Tochter Charlotte Leitmeier lehrte bis zu ihrer Pensionierung am Zentrum für Translationswissenschaften der Universität Wien. 

Hans Leitmeiers Name findet sich auch im 2009 veröffentlichten "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938".

Werke (Auswahl):

Der Basalt von Weitendorf in Steiermark (Dissertation, Universität Graz) 1908.
Zur Kenntnis der Carbonate (Habilitationsschrift, Universität Wien) 1916.
(gem mit. Othenio Abel, Eduard Brückner und Franz Exner): Die österreichischen Alpen. Eine zusammenfassende Darstellung, Bd. 1, 1928.
(gem. mit Heinrich Balcz, Karl Beth, Viktor Christian): Die Religionen der Erde in Einzeldarstellungen. Bd. 2, 1929
(gem. mit Otto Brunner, Alfons Dopsch, Hans Eibl), Das Mittelalter in Einzeldarstellungen. Bd. 3, 1930
Einführung in die Gesteinskunde 1950

Archiv der Universität Wien, Senat S 304.733 (Personalblatt Hans Leitmeier); Friedhöfe Wien/Verstorbenensuche.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 02.04.2024 - 23:01

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