Ludwig Patrick Graf von Taaffe

23.12.1791 – 21.12.1855
geb. in Brünn, Mähren | Brno, Tschechische Republik gest. in Wien, Österreich

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Ehrentafel-Fakultät 1893 Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät

Die Ehrentafeln der Fakultäten in den Seitenaulen des Hauptgebäudes der Universität Wien wurden am 24. Mai 1893 enthüllt. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Ehrentafel der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät eine Liste von 37 Namen von berühmten Schülern der Universität Wien, darunter jenen von Ludwig von Taaffe. Die Liste war für die Fakultät von Prof. Leopold Pfaff bzw. im Auftrag des Senats von Universitätsarchivar Karl Schrauf zusammengestellt worden.

Funktionen

Rektor 1835/36

Ludwig Patrick Johannes Graf von Taaffe, Sohn von Rudolph Graf von Taaffe und dessen Ehefrau Josepha (geb. Gräfin von Haugwitz), besuchte ab 1799 die Theresianische Ritterakademie sowie ab 1801 das Akademische Gymnasium in Wien, ehe er 1805/06 die philosophischen Jahrgänge an der Universität Wien absolvierte. Anschließend nahm er das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien auf und bestand 1811 die Richteramtsprüfung. Im selben Jahr trat Taaffe in den öffentlichen Dienst ein – zunächst als Auskulant beim niederösterreichischen Landrecht, ab 1812 als niederösterreichischer Landrechts-Sekretär. Parallel dazu absolvierte er die strengen Prüfungen an der Juridischen Fakultät der Universität Wien und wurde 1813 „sub auspiciis imperatoris“ zum Doktor der Rechte promoviert.

Nach erfolgter Promotion wurde Ludwig von Taaffe 1813 zum Landrat in Brünn ernannt. Zudem war er als Beisitzer bei der mährisch-schlesischen Erbsteuer-Hofcommission, als Referent bei dem Judicium delegatum militare mixtum (Landesmilitärgericht) und als Direktor bei dem Leihversatz- und Zeitungsamt tätig. 1814 zum Appellationsrat in Venedig ernannt, wurde er im Folgejahr beauftragt, das Appellationsgericht in Mailand neu zu organisieren. Nach erfolgreicher Tätigkeit übernahm Taaffe 1818 die Präsidentschaft des Merkantil- und Wechselgerichts sowie die Vizepräsidentschaft des Ziviltribunals in Mailand. 1819 setzte er seine Laufbahn in der staatlichen Verwaltung zunächst als Vizepräsident des Guberniums in Graz fort, wurde jedoch bereits 1820 zum Gubernialpräsidenten in Galizien befördert, 1822 zum Landesgouverneur in Steiermark und Kärnten und schließlich 1823 zum Landesgouverneur in Galizien sowie Präsidenten der galizischen Stände.

1826 ernannte der Kaiser Ludwig von Taaffe zum zweiten Präsidenten der allgemeinen Hofkammer, womit er eine zentrale Position im Bereich der staatlichen Finanzverwaltung einnahm. In dieser Funktion bemühte er sich durch zahlreiche Reformen um die Reduzierung der Staatsausgaben, u. a. durch den Abbau von Beamtenstellen. Wenige Jahre später kehrte er in den richterlichen Wirkungsbereich zurück, als er 1829 von der Hofkammer abberufen und zum zweiten Präsidenten der Obersten Justizstelle ernannt wurde. Dort stieg er 1834 zum Obersten Justizpräsidenten auf und stand damit an der Spitze der österreichischen Rechtsprechung. Ab 1840 leitete er als Präsident die Hofcommission in Justizgesetzsachen.

Daneben fungierte Taaffe von 1834 bis 1849 als Kurator des Theresianums, wo er Reformen des Studienwesens initiierte, sich um die Verbesserung der finanziellen Lage verdient machte und als Lehrer im juridischen Bereich wirkte. Als Mitglied der Juridischen Fakultät der Universität Wien wurde er zudem zum Rektor für das Studienjahr 1835/36 gewählt und gründete eine Stiftung für talentierte mittellose Studenten der Rechtswissenschaften.

Nach dem Sturm auf das niederösterreichische Landhaus und der gewaltsamen Niederschlagung durch das Militär am 13. März 1848 – dem Beginn der Revolution 1848 – half Taaffe den zurückgetretenen Staatskanzler Klemens von Metternich zu verstecken und ihm die Flucht nach England zu ermöglichen. In der Folge ernannte der Kaiser Ludwig von Taaffe am 20. März 1848 zum Minister der Justiz in der neugebildeten Regierung unter Franz Anton von Kolowrat-Liebsteinsky, jedoch erfolgte bereits im April seine Abberufung. Er übernahm nun wieder die Leitung des Obersten Gerichtshofes und widmete sich in dieser Funktion der Vereinheitlichung der Rechtsprechung des Kaiserstaates samt aller Kronländer. Ab 1850 bis zu seinem Tod 1855 stand er dem neuorganisierten Obersten Gerichts- und Cassationshof in Wien vor.

Für seine Verdienste als Staatsdiener und Politiker wurde Ludwig Graf von Taaffe vielfach geehrt: Er war Besitzer der Herrschaften Erlaa und Atzgersdorf bei Wien, Feistritz an der Mürz, Wischenau (Višňové) in Mähren sowie Ellischau (Nalžovské Hory), Tedraschitz (Tedražice) und Swoischitz (Swoissice) in Böhmen. Nachdem seine Familie bereits dem böhmischen Landstand angehörte, wurden ihm zudem die Incolate (Landstandschaften) von Mähren und Schlesien, Steiermark und Kärnten, Galizien, Niederösterreich sowie schließlich 1829 das Indigenat von Ungarn verliehen. 1849 wurde Ludwig von Taaffe, der einer irischstämmigen Familie entstammte, zum 9. Viscount Taaffe of Corren und zum Baron of Ballymote in Irland ernannt. Er wurde 1813 zum k. k. Kämmerer und 1820 zum geheimen Rat ernannt, war Ehrenritter des Johanniter-Ordens und erhielt 1836 das Großkreuz des österreichischen Leopoldordens. Taaffe gehörte zahlreichen Gelehrtengesellschaften an, so der Akademie der bildenden Künste in Wien und der Accademia Tiberina in Rom als Ehrenmitglied. Zudem war er Mitglied der k. k. Landwirtschafts-Gesellschaft in Wien.
Sein Name wurde 1893 in die Ehrentafel der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät eingetragen.

Werk

Sätze aus allen Theilen des Rechts und der Politik. Aufgestellt [...] zur Erlangung der juridischen Doctors-Würde an der hohen Schule zu Wien abgehaltenen Vertheidigung, 1813.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 28.03.2024 - 21:21

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