Wappen, Siegel und Fahnen

Erkennungszeichen der Universität Wien in Mittelalter und Neuzeit
1365–19. Jhdt.

Die traditionellen Erkennungszeichen und Beglaubigungsmittel spielten als Zeichen der Selbständigkeit, öffentlichen Repräsentation  und rechtlichen Sonderstellung der Universität eine große Rolle. Heute finden sich die Symbole im Logo der Universität wieder.

„Wappen“  und Fahnen dienen seit dem Mittelalter als Erkennungszeichen („Logo“). Sie wurden vor allem an Schilden geführt. Mit kontrastreichen Farben und Metallen (Silber, Gold) wurden symbolische Zeichen und Figuren dargestellt. Neben Ländern, Familien, Städten, Kirchen etc. führten Universitäten und ihre Teilkorporationen eigene Wappen.  Mit den Siegeln werden amtliche Urkunden beglaubigt oder Schriftstücke verschlossen.

Das Universitätswappen

Erstmals traten Universitätswappen auf dem Konzil zu Konstanz (1414-1418) auf. In der Konzilschronik des Ulrich von Richental sind vierzehn solcher Wappen dargestellt, neben Paris, Köln, Heidelberg etc. kommt Wien vor. Der Chronist kannte kein gültiges Wappenbild der Universität  Wien und gestaltete daher ein Fabelwappen. Es zeigt den österreichischen Bindenschild, in dem ein blau bekleideter Arm ein rotes geschlossenes Buch hält. Das Buch wird in vielen Universitätswappen als zentrales Symbol für die Wissenschaft verwendet.

Das eigentliche Wappen der Universität Wien ist zuerst auf dem Amtssiegel (Signet) des Rektors (1384) sichtbar. Später erscheint es im kleinen Siegel der Universität. Es in barocken Matrikelbüchern mehrfach verwendet, jedoch immer ohne Tingierung. In einem gestürzten Dreipass hält eine Hand ein offenes Buch empor, auf dessen sichtbaren Seiten zuweilen „U(niversitas) V(iennensis)“  steht. Man verwendete zuweilen auch die Schildform und zeigte die Hand mit Ärmel und Buch in Silber auf rotem Grund.

Die Nationswappen

Neben der Universität führten auch Akademische Nationen als Teilkorporationen der Universität eigene Wappen. König Ferdinand I. stellte 1556 einen Wappenbrief für die Österreichische Akademische Nation aus. Das Nationswappen zeigt den (neu-)österreichischen rot-weiß-roten Bindenschild belegt mit drei goldenen Lerchen umgeben von einem Lorbeerkranz.

Auch die Rheinische Nation erlangte einen Wappenbrief nach langen Interventionen im Jahre 1629. Als Wappenbild wählte man die Darstellung der Nationspatronin, der hl. Ursula. An die übrigen Akademischen Nationen (Ungarische und Sächsische Nation) sind Wappenverleihungen nicht bekannt.

Die Siegel der Universität und der Fakultäten

Das Siegel (von lat. sigillum, Bildchen) dient der Beglaubigung von Urkunden oder zum Verschluss von Schriftstücken mit Hilfe eines Siegelstempels (Typars, Petschafts), der in Siegellack oder Wachs gepresst wird. Die korporativen Universitäten konnten als privilegierte Gerichtsgemeinden die Beglaubigung von eigenen oder fremden Urkunden und Zeugnissen vornehmen. Dafür wurden entsprechende Taxen eingehoben. Die Universitäts- und Fakultätssiegel besaßen Insignien-Charakter.

Das Sigillum Magnum (große Siegel), 1365

ist vermutlich noch von Herzog Rudolf IV. beim Goldschmiedemeister Janko von Prag in Auftrag gegeben worden. Die älteste von der Universität ausgestellte Urkunde vom 6. Juni 1366 über die erste  Einteilung der Akademischen Nationen trägt einen Abdruck dieses Siegels. Am ersten Pedellenstatut vom 8. August 1366 befindet sich ein besonders gut erhaltenes Exemplar. Das Siegel wird im Stiftbrief vom 12. März 1365 genannt „pro omnibus suis causis“ („grozzes insigl … zuo ir aller gemainer sachen“). Es wurde nach dem Muster des Pariser Siegels geschnitten.

Das Sigillum Secretum oder Sigillum parvum (1366)

Das Mittlere oder Sekretsiegel der Universität ist auf einer Urkunde von 1366 erstmals überliefert. Es wurde auch als Rücksiegel verwendet und gilt vom Siegelbild her als Vorläufer des noch heute in Verwendung stehenden Großen Universitätssiegels. Es zeigt die Sapientia als Frauengestalt, ein Lilienszepter und ein geschlossenes Buch haltend unter einem Baldachin, umrahmt von einem gestürzten gotischen Dreipass. Die Umschrift lautet: s(igillum) sapientie studii wienn(ensis).

Das neuere Sigillum Magum oder „Renaissance-Siegel“ (1552)

Das Motiv des älteren Sekretsiegels, die „Sapientia“ ,1 wurde zum Vorbild des großen Renaissance-Siegels, das seit 1552 nachweisbar ist. Im 18. Jahrhundert wurde es durch einen Nachstich ersetzt. Es zeigt in einem Renaissanceportal die gekrönte Sapientia mit Lilienszepter und geschlossenem Buch. Die Umschrift  lautet: S[IGILLVM] * * SAPIENTIAE * * STVDII * * VIENNENSIS *.

Das Signetum Rectoris (1384)

Das Rektorssignet ist im Konfirmationsbrief  Herzog Albrechts III. von 1384 erwähnt. Es war für den persönlichen Gebrauch des Rektors bestimmt. Das Siegelbild zeigt ein nach oben gerichtete Hand, die ein offenes Buch hält in einem gestürzten Dreipass. Das Siegelbild wurde zur Grundlage des Universitätswappens.

Das Sigillum Magnum der Theologen (1396)

Den Stempel kaufte der Dekan Paul von Geldern im Jahre 1396 für 10 Gulden vom Wiener Goldschmied Wasmodus, der es in Anwesenheit des Heinrich Heimbuche von Langenstein der Fakultät übergab. Das Siegelbild zeigt in der Mitte eines Vierpasses einen nimbierten Christuskopf, umgeben von den Symbolen der Evangelisten: Adler (hl. Johannes), Löwe (hl. Markus), Stier (hl. Lukas), Engel (Matthäus). Die Umschrift lautet: sigillu[m] facultatis theolo[g]ye wienen[sis]. Der älteste Abdruck hat sich aus dem Jahre 1493 erhalten.

Sigillum Minus und  Sigillum Maius der Juristen (1400, 1450-1500)

Der große Siegelstempel der Rechtsfakultät aus der Zeit von 1450-1500 ist quellenmäßig bis 1735 nachweisbar. Es gab aber schon um 1400 ein kleineres, einfacheres Typar für die Beglaubigung von Zeugnissen, das sich erhalten hat. Das große Rundsiegel zeigt eine Frauengestalt mit Waage in der Linken und einem Spruchband mit der Aufschrift: iusticia. Die Umschrift lautet: * sigillum * facultatis * iuristarum  * studii * wiennensis.

Das Sigillum Minus und Sigillum Maius der Mediziner (1408, 1571)

Die Medizinische Fakultät schaffte im Jahre 1408 für den Betrag von 7 Schilling, 6 Pfennig ihr erstes, kleineres Siegel an. Das Siegelbild zeigt in einem Sechspass das Symbol des hl. Evangelisten Lukas, den geflügelten Stier aus einer Wolke tretend, das aufgeschlagene Evangelienbuch mit den Vorderfüßen haltend. Die Umschrift lautet: + s[igillum] * facultatis * studii * wiennens[is]. Im Jahre 1571 wurde ein größerer Stempel mit gleichartigem Motiv für die Beglaubigung feierlicher Diplome angeschafft. Im Buch befindet sich die Inschrift: S: LVCAS EVANGLIST. Die Umschrift lautet: * S[IGILLUM] * COLLEGII * FACULTATIS * MEDICAE * ACADEMIAE * VIENNENSIAS *.

Sigillum Parvum und Sigillum Magnum Facultatis Artium (1388, 1391)

Das älteste Silbertypar der Artisten stammt aus dem Jahre 1388. ‚Es wurde damals in der arca facultatis, der Fakultätslade hinterlegt. Es zeigt einen dozierenden Magister mit Birett und Toga auf einem Katheder sitzend, davor ein Pult mit aufgeschlagenem Buch, ihm gegenüber acht Scholaren mit aufgeschlagenen Vorlesungsheften und einen weiterer Magister mit einem Buch. Über der Hörsaalszene schwebt unter einem Baldachin der österreichische Bindenschild. Die Umschrift lautet: * S[IGILLVM] * FACVULTATIS * ARTIVM * LIBERALIVM * STVDII * WIENNEN[SIS].

Sigillum Collegii Poetarum et Mathematicorum (1501)

Der Initiator und erste Leiter des Humanistenkollegs, der gekrönte Dichter Konrad Celtis, hat das sigillum argenteum der Universität 1508 testamentarisch vermacht. Es war für die Beglaubigung von Promotionsurkunden zum poeta laureatus vorgesehen. Es hat sich jedoch kein einziges Diplom erhalten, während der Stempel vorhanden ist. Das Siegelfeld zeigt Apollo mit Strahlenkrone, einen Pfeil auf die am Boden liegende Phytonschlange abschießend. Ihm gegenüber spielt Merkur mit Flügelhelm und Botenstab die Flöte. Die Umschrift lautet: SIGILLVM: COLLEGII : POETARVM : VIENNAE **. Zwischen dem Beginn und Ende der Umschrift schwebt der  Königsadler mit dem Brustschild Maximilians I.  (gespalten von Neu-Österreich und Altburgund).

Die Fahnen und Banner

Die Universität Wien besaß seit 1382 zwei Fahnen mit Darstellungen des Patrons der Lehrer, des hl. Gregors, und des Patrons der Schüler, des hl. Nikolaus, die sich jedoch nicht erhalten haben. In einer Nachricht über ein akademisches Aufgebot von 1619 bezeugt eine Fahne mit der Aufschrift „Litteris et armis“, die sich jedoch wie auch weitere Fahnen, von denen die Rede ist, nicht erhalten haben. Zur großen Schiller-Feier (1859) haben Studenten, die zu diesem Anlass erstmals öffentlich auftreten konnten, eine Kirchenfahne mit dem Bild der Minerva überklebt. Diese Fahne, die dann mehrfach von studentischen Lesevereinen getragen wurden, hat sich bis heute im Universitätsarchiv erhalten.

Im Jahre 1892 wurde schließlich das neue Universitätsbanner angeschafft, das bis heute in Verwendung steht. Das Wimpelbanner (75 x 75 cm) zeigt auf der Avers-Seite das Brustbild Herzog Rudolfs IV. in einer Vierpasskartusche, auf vier Schriftbändern erscheinen die Jahreszahlen 1365 (Gründung), 1384 (Reform Albrechts III.), 1884 (Eröffnung des Hauptgebäudes), 1892 (Anschaffung des Banners). Daneben trägt eine Säule die Symbole der Theologie (Palme, Kreuz und Auge Gottes) und der Philosophie (Säule und Schriftrolle). Auf dem Wimpelstreifen befindet sich das kleine kaiserliche Wappen und die Inschrift „UNIVERSITAS“. Die Revers-Seite zeigt in einem gotischen Dreipass das Wappen der Universität, daneben trägt eine Säule Symbole der Jurisprudenz (Liktorenbündel) und der Medizin (Äskulapnatter). Der Wimpelstreifen zeigt das Doppeladlerwappen der Stadt Wien und die Inschrift „VINDOBONENSIS“.

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  • Das Siegel der Wiener Artistenfakultät (1388)

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  • Siegelstempel des „Collegium Poetarum et Mathenaticorum“

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    BestandgeberIn: Archiv der Universität Wien UrheberIn: René Steyer; Institut f. Kunstgeschichte Uni Wien
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