Karl Luick, o. Univ.-Prof. Dr. phil.

27.1.1865 – 20.9.1935
geb. in Floridsdorf bei Wien | Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal Arkadenhof 1956 Philosophische Fakultät

Die Ehrung wird 2022/23 aufgrund von Karl Luicks Naheverhältnis zum Nationalsozialismus als „diskussionswürdig“ eingestuft. Als Mitglied des „Deutschen Klubs“ stand Karl Luick dem Nationalsozialismus nahe und auch seine Schüler sind dem völkischen bzw. national-konservativen Milieu zuzurechnen, zumal Mitte der 1920er-Jahre alle unter ihm Habilitierten dem antisemitischen „Deutsch-akademischen Anglistenverein“ angehörten.

Funktionen

Dekan*in Philosophische Fakultät 1920/21
Rektor Philosophische Fakultät 1925/26

Karl Luick, Sohn des gleichnamigen Bahnarbeiters, absolvierte die Realschule in Wien und begann sein Philologiestudium an der Universität Wien 1882 zunächst als außerordentlicher Student, bis er 1884 die Gymnasialmatura nachgeholt hatte. Er studierte u. a. bei dem Anglisten Jakob Schipper, dem Altgermanisten Richard Heinzel sowie dem Romanisten Adolf Mussafia, legte 1888 die Lehramtsprüfung aus Englisch, Deutsch und Französisch ab und promovierte 1889 sub auspiciis Imperatoris im Fach Anglistik. Er war kurzzeitig als Bibliothekar des Englischen Seminars an der Universität Wien tätig und wurde nach einem neunmonatigen Studienaufenthalt in England bereits 1890 mit der Schrift „Die englische Stabreimzeile im XIV., XV. und XVI. Jahrhundert“ für englische Philologie habilitiert. Seinen Probevortrag hielt er über die „lautlichen Varianten im Londoner Englisch“. Neben seiner universitären Tätigkeit war er als Privatlehrer tätig.

Karl Luick lehrte ab 1891 an der Universität Graz, wo er das Seminar für Englische Philologie gründete, und wurde dort 1893 (nach Ablehnung einer Berufung nach Heidelberg) zum außerordentlichen und 1898 zum ordentlichen Professor für Anglistik ernannt. Im Studienjahr 1900/01 fungierte er als Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Graz.

1908 erfolgte schließlich seine Berufung an die Universität Wien, wo er neben seinem Lehrer Schipper das neugeschaffene zweite Ordinariat für Anglistik übernahm. Im Studienjahr 1920/21 war er Dekan der Philosophischen Fakultät und – nach Ablehnung einer Berufung an die Universität Berlin – 1925/26 Rektor der Universität Wien. Als Rektor sowie bereits während des Ersten Weltkrieges hatte sich Luick für die finanzielle Notlage der Universität Wien und ihrer Studenten eingesetzt und Geldmittel für das Englische Seminar sowie zur Finanzierung von Auslandsstipendien lukriert.

Als Mitglied des Deutschen Klubs stand er dem Nationalsozialismus nahe und auch seine Schüler sind dem völkischen bzw. national-konservativen Milieu zuzurechnen, zumal Mitte der 1920er-Jahre alle unter ihm Habilitierten dem antisemitischen „Deutsch-akademischen Anglistenverein“ angehörten.

Karl Luick behandelte in seiner Forschung und Lehre zwar das gesamte Gebiet der englischen Sprache und Literatur, wissenschaftliche Anerkennung erwarb er sich jedoch vor allem durch seine Arbeiten zur Lautgeschichte der englischen Sprache und zur historischen Sprachentwicklung (Standardwerk „Historische Grammatik der englischen Sprache“, 1914).
Ausgehend von seinen Forschungen zur englischen Sprachgeschichte widmete sich Luick auch intensiv der englischen und deutschen Phonetik. Bereits seit 1898 nahm er als wissenschaftlicher Beirat des Deutschen Bühnenvereins an Beratungen über eine Regelung der deutschen Bühnenaussprache und Hochsprache teil und gehörte später der Kommission für das Bayerisch-Österreichische Wörterbuch und dem Allgemeinen Deutschen Sprachverein an. 1904 publizierte er seine „Deutsche Lautlehre mit besonderer Berücksichtigung der Sprechweise Wiens und der österreichischen Alpenländer“, in der er von den verschiedenen Mundarten ausging und Anleitungen für eine dialektfreie Aussprache gab. Als Obmann des „Wiener Neuphilologischen Vereins“ befasste sich Luick ab 1915 auch mit Fragen des neusprachlichen Unterrichts an Schulen. Er war zudem Herausgeber der „Wiener Beiträge zur englischen Philologie“ und fungierte als Obmann der „Österreichischen Gesellschaft für experimentelle Phonetik“.

Karl Luick wurde für seine wissenschaftlichen Leistungen vielfach ausgezeichnet: So gehörte er der Akademie der Wissenschaften in Wien ab 1909 als korrespondierendes und seit 1915 als wirkliches Mitglied an. 1926 wurde er innerhalb der Akademie Obmann der Phonogrammarchiv-Kommission. Er war außerdem Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin, der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Göteburg, der Linguistic Society of America sowie Vorstandsmitglied der Österreichisch-Englischen Gesellschaft und des Austro-American Institute of Education. Luick wurde zum Hofrat ernannt und war Träger des Komturkreuzes des Österreichischen Verdienstordens. Im Jahre seines Todes, 1935, erhielt er noch das Ehrendoktorat der Universität Graz.
1956 wurde im Arkadenhof der Universität Wien ein Porträtrelief von Luick enthüllt (gestaltet von Gustav Jekel, finanziert durch das Bundesministerium für Unterricht). Seit 1953 ist im 22. Bezirk in Wien eine Gasse nach ihm benannt.

Werke (Auswahl)

Der mittelenglische Stabreimvers des XIV. Jahrhunderts in seinem Verhältnis zum altenglischen (Dissertation), 1889.
Die englische Stabreimzeile im XIV., XV., und XVI. Jahrhundert (Habilitationsschrift), 1890.
Untersuchungen zur englischen Lautgeschichte, 1896.
Deutsche Lautlehre mit besonderer Berücksichtigung der Sprechweise Wiens und der österreichischen Alpenländer, 1904 (3. Auflage 1932).
Historische Grammatik der englischen Sprache (2 Bände) 1914/1940 (Neudruck 1964).
Die Bedeutung der Renaissance für die Entwicklung der englischen Dichtung (Inaugurationsrede), 1925.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 26.03.2024 - 22:19

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