Berthold Dietmayr, Dr. theol.

15.3.1670 – 25.1.1739
geb. in Scheibbs, Österreich gest. in Wien, Österreich

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Ehrendoktorat Dr. theol. h.g. 1701 Katholisch-Theologische Fakultät

Als hohem Würdenträger der Kirche wurde Abt Berthold Dietmayr 1701 auf seine Bitte das Doktorat honoris gratia (eine Vorform des heutigen Ehrendoktorats "Doktorat honoris causa") verliehen - ohne vorausgegangene Promotion zum Baccalarius und auch ohne vorausgegangene Prüfung und Disputation - "in Anbetracht, dass er an der Facultät seine theologischen Studien gemacht und durch eine Disputation seine Gelehrsamkeit bekundet hatte, und in Anbetracht, dass er als Präses der niederösterreichischen Landstände überaus beschäftigt sei und somit nicht einem Examen sich unterziehen könnte".

"Mit Beschluss der Facultät vom 14. Februar 1701 wurde er von jedem Examen dispensirt und erhielt, nachdem er vor dem Kanzler die professio ridei und das juramentum de immaculata conceptione abgelegt hatte, am 26. Februar 1701 im Consistorialsaale der Universität (wie er dies insbesondere erbeten hatte) in Gegenwart der gesammten theologischen Facultät, des Rectors der Universität, des kaiserlichen Superintendenten, des Rectors des akademischen Collegiums der Gesellschaft Jesu und der Decane der übrigen Facultäten, vom Decan, Gabriel Fröhlich, der als Stellvertreter des Kanzlers fungirte, die Licentia und wurde hierauf vom Decan kraft seines Amtes zum Doctor promovirt, worauf vor einem aufgestellten Altare das Te Deum gesungen wurde."

Funktionen

Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1705/06
Rektor 1706/07

Berthold Dietmayr, Sohn von Johann Anton Dietmayr, Hofrichter der Kartause Gaming in der Marktgemeinde Scheibbs, und seiner Gattin Maria Sara, wurde auf den Namen Karl Joseph Dietmayr getauft. Er besuchte die Jesuitenschule in Krems und trat 1687 als Novize in das Benediktinerstift Melk ein, wo er den Ordensnamen Berthold erhielt. 1688 legte er die Profess ab und wurde später nach Wien entsandt, um an der Universität Theologie zu studieren.

1696 wurde Berthold Dietmayr zum Priester geweiht und übernahm 1697 die Funktion des Hofmeisters des Melkerhofes in Wien. Im Jahr 1700 wurde er zum Abt des Stifts Melk gewählt – dieses Amt übte er bis zu seinem Tod 1739 aus.

Als hohem Würdenträger der Kirche wurde Abt Berthold Dietmayr 1701 auf seine Bitte das Doktorat honoris gratia (eine Vorform des heutigen Ehrendoktorats "Doktorat honoris causa") verliehen - ohne vorausgegangene Promotion zum Baccalarius und auch ohne vorausgegangene Prüfung und Disputation - "in Anbetracht, dass er an der Facultät seine theologischen Studien gemacht und durch eine Disputation seine Gelehrsamkeit bekundet hatte, und in Anbetracht, dass er als Präses der niederösterreichischen Landstände überaus beschäftigt sei und somit nicht einem Examen sich unterziehen könnte".

"Mit Beschluss der Facultät vom 14. Februar 1701 wurde er von jedem Examen dispensirt und erhielt, nachdem er vor dem Kanzler die professio fidei und das juramentum de immaculata conceptione abgelegt hatte, am 26. Februar 1701 im Consistorialsaale der Universität (wie er dies insbesondere erbeten hatte) in Gegenwart der gesammten theologischen Facultät, des Rectors der Universität, des kaiserlichen Superintendenten, des Rectors des akademischen Collegiums der Gesellschaft Jesu und der Decane der übrigen Facultäten, vom Decan, Gabriel Fröhlich, der als Stellvertreter des Kanzlers fungirte, die Licentia und wurde hierauf vom Decan kraft seines Amtes zum Doctor promovirt, worauf vor einem aufgestellten Altare das Te Deum gesungen wurde."

Am 30. November 1706 wurde er zum Rektor der Universität Wien für das Studienjahr 1706/07 ernannt.

In seiner Funktion als Abt leitete Dietmayr bereits 1701 eine beispiellose Bautätigkeit ein. Unter massivem finanziellem Aufwand ließ er das mittelalterliche Stift Melk in ein monumentales Prachtkloster umbauen – bis heute die größte barocke Klosteranlage Österreichs. Die umfangreichen Um- und Neubauten, die 1736 abgeschlossen werden konnten, wurden – unter Mitwirkung namhafter Künstler – von Baumeister Jakob Prandtauer geleitet und nach dessen Tod 1726 von dessen Neffen Joseph Munggenast fortgesetzt. Neben der Barockisierung des Klosterkomplexes umfassten sie auch den Neubau der Stiftskirche (1721–1726), die Erneuerung der Kirchen und Pfarrhöfe der Stiftsherrschaften sowie den Bau einer Wasserleitung.

Berthold Dietmayr tat sich in seiner Funktion als Abt jedoch auch als Förderer der Bildung und der Wissenschaften hervor. Er ließ 1707 das vierklassige Stiftsgymnasium in ein sechsklassiges umwandeln, sorgte für eine großzügige Ausgestaltung der Stiftsbibliothek und schuf damit die Grundlage für die innerhalb des Stifts betriebene Geschichtswissenschaft, etwa durch Anselm Schramb, Philibert Hueber sowie besonders durch Bernhard Pez, Hieronimus Pez und den späteren Bibliothekar Martin Kropff.

Für die Realisierung der umfassenden Bautätigkeit war Dietmayrs politischer Einfluss bedeutend: Als Abt des Stifts Melk hatte er die Funktion als Primas der niederösterreichischen Stände und Vorsitzender des niederösterreichischen Prälatenstandes inne. Er galt am kaiserlichen Hof als hochangesehene Persönlichkeit und fungierte als Ratgeber der Kaiser Leopold I., Joseph I. und Karl VI. Eine Ernennung zum Botschafter in Polen lehnte er zwar 1719 ab, reiste jedoch im Folgejahr als Gesandter des Kaisers nach Rom und Polen. Selbst als 1722 ein Teil des Melker Konvents bei Kaiser Karl VI. gegen die kostenintensiven Baupläne des Abtes protestierte, behielt dieser die kaiserliche Rückendeckung. 1728 wurde Dietmayr zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt und war 1732 Mitglied der interimistischen Regierung in Niederösterreich.

Nur zwei Jahre nach der Fertigstellung des neuen Barockklosters samt Stiftskirche wurden 1738 durch einen Brand große Teile davon zerstört. Abt Berthold Dietmayr ordnete umgehend den Wiederaufbau an, verstarb jedoch bereits 1739 vor dessen Fertigstellung. Er wurde im Stift Melk bestattet.

Im Stiftsmuseum Melk sowie an der Universität Wien erinnert je ein großformatiges Gemälde an den berühmten Klosterbauherrn. Beide Porträts zeigen ihn im Ornat mit dem goldenen Kragen (Epomis) mit Hermelinaufsatz des Rektors der Universität Wien sowie rechts von ihm einen Ausschnitt des Rektorsszepters. Auf dem Melker Gemälde kann man zudem auf dem Abtstuhl das Geschäftsbuch sowie das Sapientia-Siegel der Universität Wien erkennen. Dominant sind jedoch in beiden Bildern die Insignien seines zentralen Amtes als Abt, Infel (Kopfschmuck) und Pastorale (Krummstab) – auf dem Bild des Stiftes Melk noch unterstrichen durch den kunstvoll geschnitzten Abtstuhl sowie den Plan der Stiftskirche, der auf die von Dietmayr geleitete Bautätigkeit verweist.

In Scheibbs wurde 1970 ein Fassadenbild mit Porträtrelief am Geburtshaus (Rathausplatz 8) des einflussreichen Abtes angebracht. Ebenso erinnert die nahegelegene Abt Berthold Dietmayr-Gasse an ihn.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 03.04.2024 - 21:30

  • Berthold Dietmayr (Rektor 1706/07)

    Das Bild ist Teil der Rektorengalerie. Als Standort des Bildes ist im Jahre 1897 der Kleine Festsaal, im Jahre 1944 der Große Festsaal belegt.

    BestandgeberIn: Archiv der Universität Wien UrheberIn: unbekannt Signatur: 105.P 46
    1706

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