Karl Langer Ritter von Edenberg, Univ.-Prof. Dr. med.

15.4.1819 – 7.12.1887
geb. in Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Ehrentafel-Fakultät 1893 Medizinische Fakultät

Die Ehrentafeln der Fakultäten in den Seitenaulen des Hauptgebäudes der Universität Wien wurden am 24. Mai 1893 enthüllt. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Ehrentafel der Medizinischen Fakultät eine Liste von 33 Namen von berühmten Schülern der Universität Wien, darunter jenen von Karl Langer. Die Liste war für die Fakultät von Prof. August Emil Vogl bzw. im Auftrag des Senats von Universitätsarchivar Karl Schrauf zusammengestellt worden.

Denkmal Arkadenhof 1903 Medizinische Fakultät

Funktionen

Dekan*in Medizinische Fakultät 1871/72
Dekan*in Medizinische Fakultät 1872/73
Dekan*in Medizinische Fakultät 1873/74
Rektor Medizinische Fakultät 1875/76

Karl (Carl) Langer-Edenberg, Sohn eines Militärrechnungsbeamten, besuchte das Gymnasium in Pilsen, Neuhaus sowie Saaz und absolvierte ab 1834 das philosophische Grundstudium an der der Karls-Universität Prag. 1836 nahm er ebendort ein Medizinstudium, unter anderem bei dem Anatomen Joseph Hyrtl und dem Pathologen Julius Vincenz von Krombholz, auf. 1838 wechselte er an die Universität Wien, wo er 1842 bei dem Physiologen und Anatomen Joseph Julius Czermak mit der Dissertation „Über den Bau der Nerven“ zum Doktor der Medizin promoviert wurde.

Nach der Promotion begann Karl Langer-Edenberg als Assistent, später auch als Prosektor am Anatomischen Institut der Universität Wien zu arbeiten, zunächst unter Josef von Berres, seit 1845 unter seinem ehemaligen Lehrer Hyrtl. Während der Revolution 1848 war er in der Akademischen Legion aktiv und wirkte während des Wiener Oktoberaufstandes als Hilfsarzt am Wiedener Krankenhaus. Mit der Schrift „Ueber den Haarwechsel bei Tieren und Menschen“ wurde er 1849 für Anatomie habilitiert, übernahm zunächst die Supplierung der Vorlesungen seines Doktorvaters Czermak und schließlich nach dessen Tod 1851 einen entsprechenden Lehrauftrag. Nachdem er mit Hyrtl intensiv am Aufbau eines vergleichenden-anatomischen Museums gearbeitet und sich im Zuge dessen in die Zoologie vertieft hatte, wurde Langer noch 1851 auf eine Vertretungsprofessur für Zoologie an die Universität Pest berufen. 1856 kehrte er nach Wien zurück, um eine Professur für Deskriptive Anatomie an die medizinisch-chirurgischen Josephsakademie (Josephinum) zu übernehmen.

Karl Langer-Edenbergs wissenschaftliches Wirken war zunächst stark von seinem Lehrer Czermak geprägt und er befasste sich mit mikroskopischer, besonders aber physiologischer Anatomie. Im Zuge seiner Arbeit mit Hyrtl wandte er sich auch der vergleichenden Anatomie – wie der Studie über die Milchdrüse 1852 – sowie zoologischen Untersuchungen zu. Er publizierte zu verschiedensten Gebieten der menschlichen Anatomie, besonders zum Bewegungsmechanismus der Gelenke, aber auch zur Haut, zum Wachstum des Skeletts oder zu den Beckeneingeweiden etc. 1865 veröffentlichte er ein „Lehrbuch der Anatomie des Menschen“, das ab der 2. Auflage 1882 unter dem Titel „Lehrbuch der systematischen und topographischen Anatomie“ mehrfach neu aufgelegt wurde. Sein Spätwerk „Anatomie der äusseren Formen des menschlichen Körpers“ (1884) sollte schließlich auch unter Künstlern große Beachtung finden.

Nach der Auflösung des Josephinums wurde Karl Langer-Edenberg 1870 als Professor an die Universität Wien übernommen. Hier wurde ihm die neuerrichtete II. Lehrkanzel für Anatomie übertragen. 1874 folgte er Hyrtl als Inhaber des I. Anatomischen Lehrstuhls nach. Zu seinen Assistenten zählten die späteren Anatomieprofessoren Carl Toldt und Emil Zuckerkandl.
Neben Forschung und Lehre engagierte sich Langer-Edenberg auch hochschulorganisatorisch und -politisch. In drei aufeinanderfolgenden Studienjahren (1871/72 bis 1873/74) fungierte er als Dekan der Medizinischen Fakultät und 1875/76 als Rektor der Universität Wien. Er war maßgeblich an der Erstellung einer neuen medizinischen Rigorosenordnung beteiligt, die die praktische Ausbildung der angehenden Ärzte stärker fokussierte und 1872 in Kraft trat. Diese Aktivitäten setzte er 1879 verstärkt fort, als er als Nachfolger von Carl von Rokitansky zum medizinischen Referenten des Ministeriums für Cultus und Unterricht ernannt wurde. In dieser Funktion konnte er nicht nur die Errichtung eines Studiersaales erreichen, sondern auch den Neubau des Anatomischen Institutsgebäudes in der Währinger Straße anregen, der 1886 eröffnet werden konnte.

Karl Langer-Edenberg, der als wichtiger Vertreter der Wiener Medizinischen Schule des 19. Jahrhunderts gilt, wurde für seine Leistungen mehrfach geehrt: Er wurde 1857 als korrespondierendes und 1867 als wirkliches Mitglied in die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien aufgenommen. Als Mitglied des Niederösterreichischen Sanitätsrates (ab 1870) sowie des Obersten Sanitätsrates (ab 1879) übernahm Langer-Edenberg zusätzlich gesundheitspolitische Aufgaben. Er war zudem Gründungsmitglied und von 1879 bis 1887 Vizepräsident der Wiener Anthropologischen Gesellschaft. 1872 wurde er zum Hofrat ernannt und 1884 mit dem Adelstitel ausgezeichnet.
Die Universität Wien ehrte ihn 1893 mit der Eintragung seines Namens auf der Ehrentafel der Medizinischen Fakultät und 1903 mit der Enthüllung eines Denkmals im Arkadenhof des Universitätshauptgebäudes (gestaltet von Alfonso Canciani, finanziert aus Staatsmitteln).

Werke (Auswahl)

Ueber den Bau der Nerven (Dissertation), 1842.
Ueber den Haarwechsel bei Tieren und Menschen (Habilitationsschrift), 1849.
Ueber den Bau und die Entwicklung der Milchdrüse bei beiden Geschlechtern, 1851.
Lehrbuch der Anatomie des Menschen, 1865 (ab 2. Auflage: Lehrbuch der systematischen und topographischen Anatomie (12. Auflage, hg. von Carl Toldt und Felix Sieglbauer, 1921).
Wachsthum des menschlichen Skeletes mit Bezug auf den Riesen, 1872.
Über Willis Fortschritte in der Anatomie des Gehirns (Inaugurationsrede), 1875.
Leibesform und Gewandung. Ein anatomischer Excurs, 1878.
Anatomie der äusseren Formen des menschlichen Körpers, 1884.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 28.03.2024 - 21:28

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