Karl Ludwig von Littrow, Univ.-Prof. Dr.

18.7.1811 – 16.11.1877
geb. in Kazan, Russland gest. in Venedig, Italien

Sohn des Astronomen Joseph Johann von Littrow, Vater des Astronomen Otto von Littrow

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal Denkmal, Universitätssternwarte Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie
Denkmal Arkadenhof 1892 Philosophische Fakultät
Ehrentafel-Fakultät 1893 Philosophische Fakultät

Die Ehrentafeln der Fakultäten in den Seitenaulen des Hauptgebäudes der Universität Wien wurden am 24. Mai 1893 enthüllt. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Ehrentafel der Philosophischen Fakultät eine Liste von 38 Namen von berühmten Schülern der Universität Wien, darunter jenen von Karl Littrow. Die Liste war war für die Fakultät von Prof. Wilhelm Hartel bzw. im Auftrag des Senats von Universitätsarchivar Karl Schrauf zusammengestellt worden.

Raumbenennung Littrow-Hörssal 2011 Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie

Funktionen

Dekan*in Philosophische Fakultät 1849/50
Dekan*in Philosophische Fakultät 1856/57
Dekan*in Philosophische Fakultät 1863/64
Rektor Philosophische Fakultät 1869/70

Als Sohn des Astronomen Joseph Johann von Littrow (1936 in den Adelsstand erhoben) erhielt Karl Ludwig Littrow bereits in frühem Alter Unterricht in Astronomie und nahm 1827 im Alter von nur 16 Jahren das Studium der Mathematik und Astronomie an der Universität Wien auf. Nach einem Studienaufenthalt an der Universität Berlin promovierte er schließlich 1832 an der Universität Krakau zum Dr. phil. Bereits ab 1831 als Assistent seines Vaters an der Wiener Universitätssternwarte tätig, setzte er seine Karriere auch nach der Promotion an der Universität Wien fort. Er wurde 1835 zum provisorischen, 1836 zum definitiven Adjunkten ernannt und hielt populäre Vorträge über Astronomie. Nachdem Karl Ludwig Littrow sich zunächst vor allem astronomiegeschichtlichen Themen gewidmet hatte (u.a. die Bearbeitung der Beobachtungen des Venusdurchganges 1769 von Maximilian Hell), entwickelte er 1837 während einer Studienreise mit Marinekadetten eine neue Methode zur Längenbestimmung auf See. Ab Ende der 1830er Jahre beschäftigte er sich intensiv mit Sternschnuppen, für deren Beobachtung und Bahnbestimmung er das „Meteoroskop“ entwarf.

Karl Ludwig von Littrow wurde nach dem Tod seines Vaters 1840 zunächst provisorisch, ab 15. Oktober 1842 definitiv Direktor der Universitätssternwarte Wien und ordentlicher Professor für Astronomie an der Universität Wien. Als Direktor der Sternwarte setzte er die zuvor von seinem Vater herausgegebenen „Annalen der k.k. Sternwarte in Wien“ fort, die sich zu einem der wichtigsten astronomischen Jahrbücher entwickelten, und ließ das populärwissenschaftliche Paradewerk seines Vaters „Die Wunder des Himmels“ neu auflegen. 1842 beobachtete er mit zahlreichen Mitarbeitern die totale Sonnenfinsternis in Wien. Seine dort gemachten Beobachtungen der Protuberanzen (Sonnenwinde), konnte er bei der Sonnenfinsternis 1851 in Deutschland intensivieren und deren Zusammenhang mit Sonnenflecken feststellen. Karl Ludwig von Littrow fungierte außerdem 1847-1851 als Kommissär der Gradmessungsarbeiten der russischen Landvermessung und 1862-1866 als österreichischer Kommissär der Mitteleuropäischen Gradmessung.

Für die Studienjahre 1849/50, 1857/58 und 1864/65 wurde Littrow zum Dekan der Philosophischen Fakultät und für das Studienjahr 1870/71 zum Rektor der Universität Wien gewählt. Seit 1846 bemühte sich Karl Ludwig von Littrow – wie schon zuvor sein Vater – unermüdlich um die Planungen eines Neubaus für die Universitätssternwarte, die sich in der Innenstadt in unzulänglichen Räumlichkeiten auf der Aula der Universität (heute Akademie der Wissenschaften am Dr. Ignaz-Seipel-Platz) befand. 1872 gelang es ihm endlich, den Bau des bis heute größten Sternwartegebäudes Europas auf der Türkenschanze in Wien-Währing durchzusetzen. 1874 erfolgte die Grundsteinlegung, die Fertigstellung erlebte Littrow jedoch nicht mehr, da er 1877 nach längerer Krankheit verstarb. Seine Nachfolge als Professor und Direktor der Sternwarte übernahm sein früherer Assistent Edmund Weiss, der bereits seit 1974 an den Planungen zum Neubau der Universitätssternwarte beteiligt gewesen war.

Karl Ludwig von Littrow und sein Vater Joseph Johann von Littrow gelten als Begründer der neuen Wiener astronomischen Schule. Für seine Verdienste wurde er vielfach ausgezeichnet: Er war ab 1848 korrespondierendes, ab 1853 wirkliches Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien und gehörte ab 1858 der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina an. Seit 1869 Präsident der Meteorologischen Gesellschaft sowie Vorstandsmitglied der Astronomischen Gesellschaft in Deutschland gehörte er zahllosen internationalen wissenschaftlichen Gesellschaften an. Ihm wurde das Ritterkreuz des kaiserlich-russischen St. Annen-Ordens II. Klasse sowie der königlich-dänische Daneborg-Orden verliehen.

In Erinnerung an Karl Ludwig von Littrow wurde 1879 die Littrowgasse – entlang des Sternwarteparks – benannt. Im Arkadenhof der Universität Wien wurde 1892 ein von Hans Bitterlich geschaffenes Doppeldenkmal für Johann Joseph und Karl Ludwig von Littrow enthüllt, 1893 erfolgte die Eintragung seines Namens in die Ehrentafel der Philosophischen Fakultät. Zudem erinnert eine Bronzebüste im Rundsaal der Universitätssternwarte an Karl Ludwig von Littrow (Künstler: Viktor Tilgner). Im Sommer 2011 wurde der Hörsaal der Universitätssternwarte nach Johann Joseph und Karl Ludwig von Littrow in „Littrow-Hörsaal“ umbenannt.

Werke (Auswahl)

Beitrag zu einer Monographie des Halleyschen Cometen, 1834.
P. Hell’s Reise nach Wardoe bei Lappland und seine Beobachtung des Venus-Durchganges im Jahre 1769, 1835.
Abriß einer Geschichte der Astronomie im Anfange des 19. Jahrhunderts​, 1835.
Das Toposcop auf dem St. Stephansthurme in Wien: ein Instrument, durch das die Thurmwärter in den Stand gesetzt werden, den Ort einer Feuersbrunst stets, bey Tag wie bey Nacht, mit gleicher Sicherheit anzusagen, 1837.
Populäre Geometrie, 1839.
Verzeichnis geographischer Ortsbestimmungen nach den neuesten Quellen und mit Angabe derselben, 1844.
Physische Zusammenkünfte der Planeten, 1859.
Sternschnuppen und Kometen. Geschichte der Entdeckung des Zusammenhanges zwischen diesen beiden Gattungen von Himmelskörpern, 1867.
Über Methoden, Länge und Mißweisung aus Circummeridianhöhen zu bestimmen, 1868.
Ueber das Zurückbleiben der Alten in den Naturwissenschaften, 1869.
Die neue Sternwarte der Wiener Universität, 1874.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 28.03.2024 - 21:14

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