Ignaz Feigerle, Prof., Dr. theol. h.c.

7.4.1795 – 27.9.1863
geb. in Biskupstwo bei Olmütz, Mähren | Biskupství, Tschechische Republik gest. in Schloss Ochsenburg bei St. Pölten, Österreich

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Ehrendoktorat Dr. theol. h.c. 1838 Katholisch-Theologische Fakultät
Ehrentafel-Fakultät 1893 Katholisch-Theologische Fakultät

Die Ehrentafeln der Fakultäten in den Seitenaulen des Hauptgebäudes der Universität Wien wurden am 24. Mai 1893 enthüllt. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Ehrentafel der Theologischen Fakultät eine Liste von 31 Namen von berühmten Schülern der Universität Wien, darunter jenen von Ignaz Feigerle. Die Liste war für die Fakultät von Prof. Laurenz Müllner bzw. im Auftrag des Senats von Universitätsarchivar Karl Schrauf zusammengestellt worden.

Funktionen

Rektor 1846/47

Ignaz Feigerle, Sohn eines Zeugmachers in einer Wollzeugfabrik in Mährisch-Neustadt (Uničov, Tschechische Republik), absolvierte in Olmütz (Olomouc) das Gymnasium sowie die philosophischen Jahrgänge am Lyzeum. 1812 nahm er das Studium der Theologie zunächst am fürsterzbischöflichen Priesterseminar in Olmütz auf, wechselte jedoch bereits nach kurzer Zeit an die Theologische Fakultät der Universität Wien. 1818 in Olmütz zum Priester geweiht, war Feigerle anschließend vier Jahre lang als Seelsorger in Mähren (Výšovice/Weischowitz sowie Kremsier/Kroměříž) tätig. Seine theologischen Studien setzte er daneben fort. 1821 trat er in Wien in das höhere Priesterbildungsinstitut zum heiligen Augustin („Frinteaneum“ bzw. „Augustineum“) ein, wo er sich für die leerstehende Lehrkanzel für Pastoraltheologie am Lyzeum in Olmütz vorbereitete, und absolvierte das Rigorosum aus Moral- und Pastoraltheologie an der Universität Wien.

1823 übernahm er die genannte Professur am Lyzeum in Olmütz. Nachdem das Lyzeum 1827 zur Universität umgewandelt worden war, wurde Feigerle im Folgejahr zum ersten Rektor gewählt. Hier gründete er auch einen Krankenfonds für arme Studenten. 1828 legte er das Rigorosum aus Dogmatik ab.

Ende 1829 erfolgte Feigerles Berufung als Professor für Pastoraltheologie an die Theologische Fakultät der Universität Wien als Nachfolger von Michael Johann Wagner. Feigerle trat die Professur am 1830 an und hatte es für zehn Jahre lang inne. Auf Antrag der Fakultät wurde Feigerle schließlich die Absolvierung der noch offenen zwei Rigorosen sowie die öffentliche Disputation erlassen, sodass er 1838 endlich zum Doktor der Theologie (Dr. theol. h. c.) promoviert wurde.

An der Universität Wien wurde Ignaz Feigerle zum Rektor für das Studienjahr 1846/47 gewählt.

1831 wurde Feigerle zum Hofkaplan sowie zum Spiritualdirektor am Frintaneum in Wien ernannt, übte diese Funktion bis 1834 sowie nochmals im Jahr 1839 aus. 1840 als Nachfolger des verstorbenen Josef Pletz zum k. k. Hof- und Burgpfarrer berufen, übernahm er gleichzeitig als Obervorsteher die Leitung des Frintaneums und wurde zum Abt zur Heiligen Jungfrau von Pagrány und zum ungarischen Indigena erhoben.

Als Beichtvater des Kaisers Ferdinand I. begleitete er diesen während der sich zuspitzenden Revolution im Mai 1848 bei der Flucht nach Innsbruck und im Oktober 1848 nach Olmütz.

Nach dem Tod des Bischofs von St. Pölten Anton Alois Buchmayer ernannte Kaiser Franz Joseph Ignaz Feigerle 1851 zu dessen Nachfolger. Am 23. Mai 1852 erfolgte seine Bischofsweihe.
Während seiner zwölfjährigen Amtszeit führte Bischof Feigerle die Diözese St. Pölten zu einem religiösen Aufschwung. Im Besonderen förderte er die Seelsorge sowie die Entwicklung der Orden in seinem Bistum. So ließ er 1852 die Jesuiten in der St. Pöltener Domkirche eine Volksmission durchführen, nach deren Vorbild später an 30 weiteren Orten der Diözese Missionen abgehalten wurden. Während seines Episkopats – in das auch der Abschluss des österreichischen Konkordats 1855 fällt – konnten die Schulschwestern in Judenau sowie die Redemptoristinnen in Gars neu errichtete Gebäude beziehen, zudem übernahm der Orden der Töchter der christlichen Liebe des heiligen Vincenz de Paula die Betreuung der Sträflinge im Gefängnis Stein an der Donau sowie des städtischen Krankenhauses in St. Pölten. Neben der Reorganisation des Taubstummeninstituts engagierte sich Feigerle auch bei der Gründung kirchlicher Vereine, u.a. der katholischen Gesellenvereine. 1856 begründete er das bischöfliche Knabenseminar (zur Priesterausbildung) „Marianum“ in Krems an der Donau, das 1871 nach Seitenstetten übersiedelte. Die von ihm 1855 eingeführten Pastoralkonferenzen dienten der theologischen Fortbildung des Klerus und der Vereinheitlichung der Praxis in der Seelsorge.

1858 gründete Ignaz Feigerle die Fachzeitschrift der Diözese „Hippolytus“, die von den Theologieprofessoren Matthäus Binder und Anton Kerschbaumer herausgegeben wurde. Hier veröffentlichte Feigerle auch einige seiner Predigten. Mehrere Bände mit Predigten erschienen zudem als eigenständige Publikationen.

Für seine Verdienste wurde Ignaz Feigerle vielfach geehrt und ausgezeichnet. 1841 wurde er zum Olmützer fürsterzbischöflichen Rat und Konsistorialbeisitzer sowie zum Ehrenkanonikus des Kollegiatstiftes in Kremsier ernannt. 1848 verlieh ihm die Theologische Fakultät der Universität Prag das Ehrendoktorat. 1854 erfolgte die Auszeichnung mit dem Kommandeur-Kreuz des Leopold-Ordens und 1861 die Ernennung zum päpstlichen Hausprälaten und Thronassistenten.
Feigerle gehörte zahlreichen karitativen Vereinen an, u.a. der Leopoldinenstiftung, dem Komitee des St.-Anna-Kinderspitals, dem Wiener Schutzverein für aus Straf- und Verwahrungsorten entlassene Personen und dem Verein für erwachsene Blinde. Zudem war er Präses des Vereins zur Unterstützung würdiger und dürftiger Studierender und stiftete einen Studienplatz für einen bedürftigen Studenten im Knabenseminar in Kremsier.

Ignaz Feigerle, der ein Jahr vor seinem Tod dem Papst in Rom einen Ad-limina-Besuch abstattete, starb 1863 im Alter von 68 Jahren auf Schloss Ochsenburg. Als Bischof wurde er in der Domkirche St. Pölten beigesetzt. Per Testament hinterließ er sein gesamtes Vermögen dem von ihm begründeten Knabenseminar Marianum.
Die Universität Wien ließ seinen Namen 1893 auf der Ehrentafel der Katholisch-Theologischen Fakultät im Hauptgebäude der Universität eintragen. Ein im 19. Jahrhundert angefertigtes Glasfenster im Dom in Linz zeigt Ignaz Feigerle sowie Bischof Athanasius Zuber und Bischof Franz Joseph Rudigier bei der Grundsteinlegung am 1. Mai 1862.

Werke (Auswahl)

Sedmnáctero kázaní dílem postních, dílem svátečnych i přeležitostných [Siebenzehn Predigten, gehalten theils in den Fasten, theils an Feiertagen und anderen Gelegenheiten], 1832.
Historia vitae Sanctorum Thomae a Villanova, Thomae Aquinatis et Laurentii Justiniani in usum Cleri, 1839.
Predigten über die heilige Messe, 1844.
Der geistige Kampf, dargestellt in Predigten, 1850 (2. Auflage 1861). [Italienische Übersetzung: Il combattimento spirituale, 1852].
Anrede des Ignaz Feigerle an alle Gläubigen seines Kirchensprengels, bei Gelegenheit der feierlichen Besitznahme seines Bischöflichen Stuhles am 23. Mai 1852, 1852.
Anrede des hochwürdigsten Herrn Bischofs von St. Pölten, 1853.
Geisteserhebungen während der Kriegszeit, 1859.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 03.04.2024 - 21:42

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